Aus Halbzeitpause wird Endzeitreise

Nachdem nun fast die Hälfte meiner Zeit in Uganda vorbei gewesen wäre, war es endlich soweit und meine zwei lieben Schwestern kamen, um mich zu besuchen. Diese nächsten zwei Wochen des Reisens sollten nochmal eine ganz neue Erfahrung für uns werden. Auch für mich, obwohl ich schon 6 Monate hier war, da ich die Rolle der Freiwilligen gewissermaßen ablegte, um wieder in die Rolle der Touristin zu schlüpfen... 

Ankunft in Entebbe (1.-3. März)
Als auch die letzten Vorbereitungen erledigt waren, hieß es nur noch warten. Nach und nach hat sich dann meine Gastfamilie inklusive Joel, der ja gerade ausgezogen ist, meiner Gasttante und meinem Gastonkel zu Hause versammelt. 
Ca. halb 11 habe ich mich dann mit Letzterem und meinem Gastvater auf den Weg zum Flughafen gemacht. Dort ging die Warterei aber erstmal weiter, da Verena und Susi sich erst noch zu einem Corona Health Check begeben mussten. Zum Glück stand Verenas Erkältung dem glücklichen Wiedersehen nicht im Wege, da 2 Wochen Quarantäne den Urlaub wohl gecancelt hätten. 
Nach einer typisch ugandischen Begrüßung mit viel Gastfreundschaft und Essen, sowie einem ersten gegenseitigen Kennenlernen, ging es dann aber nach einem langen Tag endlich ins Bett. 
Während ich die beiden am nächsten Morgen habe ausschlafen lassen, musste ich früh aufstehen, um Joel vor der Arbeit zu helfen und mich von Rebecca zu verabschieden, die zurück zur Schule musste. 
Nachdem die beiden Schlafmützen dann auch wach waren, wurden noch ein paar Mitbringsel verteilt und gefrühstückt, bis es auch schon losging zu HUYSLINCI, um ihnen meinen Arbeitsplatz zu zeigen. 
Danach durften sie das erste Mal in den Genuss des öffentlichen Verkehrs kommen, d.h. Boda und Taxi, da wir uns auf den Weg in die Stadt machten, um zur Bank zu gehen und ihnen ugandische SIM-Karten zu besorgen. Bei einem Kaffee haben wir außerdem schon mal einen groben Plan aufgestellt, wie die nächsten Tage weitergehen sollten. 


die Route mit richtiger Reihenfolge aller besuchten Orte + Zwischenstationen
(Quelle: Google Maps)

Für diesen Montag stand dann nur noch der Botanische Garten auf dem Plan, wo wir uns für eine Tour mit meiner Gastmutter getroffen haben. Obwohl ich schon mal dort war, war es schön diesen Ort nochmal zu besuchen, da wir diesmal auch eine andere Strecke gelaufen sind und viel mehr kleine Affen bewundern durften. Einer stand sogar weniger als einen Meter von mir entfernt. 
Dienstag mussten wir noch mal kurz zurück ins Airtel Service Center, da es ein kleines Problem mit Susis SIM gab, was aber sehr schnell geklärt wurde. Danach ging es weiter zu einem Markt in Kitoro, wo wir kurz drüber geschlendert sind, aber nichts für uns entdecken konnten. Um den Trubel und der Sonne zu entfliehen, haben wir uns auch noch die umliegenden Shops angeschaut, wo ich glücklicherweise ein paar Sandalen gefunden habe, die meine Schuhe, die wohl von einem Straßenhund geklaut wurden, ersetzen können. 
Gegen Mittag haben wir dann den „Aero Beach“ besucht, wo wir nicht nur an einem Sandstrand entspannen, sondern auch alte Flugzeuge bestaunen konnten. 



Am Nachmittag hat uns dann ein plötzlicher Regen erwischt, bevor wir uns mit meinen Gasteltern und Joel treffen wollten, um sie zum Essen einzuladen. Es war schließlich auch der letzte Abend in Entebbe und mit meiner Gastfamilie, da unsere Reise am nächsten Tag losgehen würde. 

Sipi Falls (4.-5. März)
Mittwoch ging es dann früh am Morgen los. Erstmal machten wir uns auf den Weg nach Kampala, da dies oft eine Zwischenstation ist, wenn man hier mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Von dort ging es weiter nach Mbale, eine Stadt im Osten Ugandas, wo wir nochmal umsteigen mussten, um nach Sipi zu kommen. Auf der Fahrt dorthin wurden Susi und Verena auch gleich von den Straßenverkäufern überrascht, mit denen man auf Langstreckenfahrten eigentlich immer rechnen muss und die einen verschiedene Snacks und Getränke am Straßenrand verkaufen. Vor allem Susi war ziemlich geschockt, als sie von ihrem Schläfchen aufgewacht ist und von allen Seiten Verkäufer Fleischspieße, gegrillte Bananen, Chapatis und Flaschen durch die geöffneten Fenster des Minibusses gehalten haben.
In Sipi habe ich Verena und Susi schon zum Anfang unserer Reise vor eine weitere Herausforderung gestellt, da ich sie überzeugt habe, keine Unterkunft im Voraus zu buchen, sondern es bei einem der lokalen Gasthäuser zu versuchen. Die Unterkünfte, die über booking.com verfügbar waren, wären nämlich entweder weit weg oder nicht im Budget gewesen. Damit habe ich anscheinend selbst unsere Reise-Erfahrene, Susi, vor eine neue Situation gestellt und das gleich bei der ersten Station, ging ja schon gut los ;)
Zum Glück hat dann aber auch alles geklappt und wir konnten ein Zimmer in einer ziemlich bescheidenen, dafür aber günstigen Unterkunft mit einer guten Lage und einem wunderschönen Ausblick bekommen. 
Da wir pünktlich zum Sonnenuntergang ankamen, wurde aber nur kurz die Aussicht genossen, noch zu Abend gegessen und das Programm des nächsten Tages organisiert. Zwei deutsche Mädels, die auch dort waren, konnten uns außerdem noch eine schöne Unterkunft in Jinja empfehlen, sodass wir auch noch gleich unsere Übernachtungsmöglichkeiten der nächsten Stationen gesichert haben. 
Donnerstagmorgen sind wir dann früh aufgestanden, um nach einem leckeren Frühstück mit unserem Guide eine Wanderung zu allen drei Wasserfällen, die es in dieser Gegend gibt, zu machen. Sipi befindet sich übrigens im Mount Elgon Nationalpark, welcher an Kenia grenzt. 
Die Wanderung war wunderschön und sehr beeindruckend. Ich habe noch nie in meinem Leben so große Wasserfälle gesehen und stand auch noch nie hinter einem Wasserfall. Der erste Wasserfall, den wir besucht haben, war auch der größte der drei und ca. 100m hoch. Der erste Abschnitt zum Ufer und weiter hoch zum Zulauf des Wasserfalls war dementsprechend am herausforderndsten und hat mich fast an meine Grenzen gebracht, da der Weg sehr steil war und eigentlich auch kein richtiger Weg. Außerdem hat unser Guide, der übrigens nur in Sandalen gewandert ist, während ich meine Wanderschuhe wertgeschätzt habe wie noch nie zuvor, ein zügiges Tempo an den Tag gelegt. Susi und ich haben zumindest beide gemerkt, dass wir vielleicht mehr Sport machen sollten und mussten mehrmals Pausen einlegen, um wieder ordentlich Luft zu bekommen.
Als wir es fast geschafft hatten, sind wir aber auch noch an einer Höhle vorbeigekommen, wo früher Menschen gelebt hatten. Dort haben wir dann noch zwei Chamäleons gesehen und gehalten, die richtig süß waren. 



Der Weg zum nächsten und kleinsten Wasserfall war dann vergleichsweise leicht und am lohnendsten, da wir diesen von vorne, hinten und oben bestaunen konnten. Als wir oben angekommen waren, haben wir auch eine wohlverdiente Mittagspause gemacht, in welcher wir in dem Fluss, der den Wasserfall speist, gebadet (so kalt!!) und Rolex gegessen haben. 


hinter dem kleinsten Wasserfall
jetzt hatten wir uns eine Pause verdient

Den letzten Wasserfall sind wir vom Ufer aus nochmal bis zur Hälfte hochgewandert. Danach sind wir zurück, um Bodas zu nehmen, um zu einer Stelle zu gelangen, von der aus wir den letzten Anstieg gewagt haben, der nochmal sehr steil war und auch kleine Kletterpartien erforderte. 
Aber auch dieser letzte Wegabschnitt hat sich nochmal gelohnt, da wir einen wunderschönen Blick über die Gegend hatten und in der Ferne auch den höchsten Berg, Mount Elgon, nach dem der Park benannt ist bestaunen konnten. Unser Guide meinte dann auch, dass wir ca. 2500m über den Meeresspiegel waren. Unserer Schätzung nach hatten wir somit dann mindestens 800 Höhenmeter (ich schätze eher mehr) zurückgelegt auf unserer Wanderung, was für mich auch eine Leistung für sich war und sich angefühlt hat, als hätte man richtig was geschafft :)


der zweitgrößte Wasserfall
letzte Etappe endlich geschafft, Blick auf Mount Elgon

Nach einem kleinen Abstieg ging es mit dem Boda dann wieder zurück zu unserer Unterkunft, wo wir im Anschluss in der Nähe gleich noch eine Führung durch eine der vielen Kaffeeplantagen, die es in der Gegend gibt, bekommen haben. 
Erst konnten wir uns die Kaffee-Pflanzen, die teilwiese schon sehr alt waren und zwischen zahlreichen Matooke-Bäumen angepflanzt wurden, anschauen, bevor wir dann gelernt haben, wie der Kaffee aus den unbearbeiteten Bohnen traditionell hergestellt wird: Als erstes mussten die Bohnen von der Schale befreit werden, dann wurden diese geröstet und wieder von der Asche befreit. Als nächstes wurden sie gemahlen und zuletzt dann mit Wasser aufgekocht.
Unser sehr starkes Kaffee-Endprodukt durften wir dann nach dieser Arbeit noch zusammen genießen, bevor es nach einem langen Tag dank des Kaffees etwas weniger müde wieder zurück in die Unterkunft ging, wo noch etwas entspannt und wieder gepackt wurde, da es am nächsten Morgen nach einem Frühstück bei Sonnenaufgang weiter zur nächsten Etappe unserer Reise gehen sollte.

Frühstück bei Sonnenaufgang mit Blick auf den größten Wasserfall

Jinja & die Quelle des Nils (6.-7. März)
Nach einer langen Taxi- und einer kurzen Bodafahrt, kamen wir in der „Casa Mia“, unserer nächsten Unterkunft, in Jinja an. Diese war sehr schön, aber nachdem wir uns kurz eingerichtet und frisch gemacht haben, ging es trotzdem gleich weiter in die Stadt, um zur Bank zu gehen und es sich erstmal in einem der vielen Cafés gemütlich zu machen. Man hat eindeutig gemerkt, dass Jinja eine sehr touristische Stadt war, vor allem im Gegensatz zu allen anderen Städten Ugandas, die ich schon gesehen habe.
Dann ging es weiter zu einem Hafen, von wo aus wir eine 2-stündige Bootstour gemacht haben. Unser Guide war sehr nett und hat uns vieles erklärt. Wir konnten einige Vögel beobachten, sind sowohl über den Viktoriasee als auch den Nil gefahren und haben auch zweimal gehalten. Das erste Mal bei einer Statue von Ghandi, da ein Teil seiner Asche dort in den Nil gestreut wurde und ein zweites Mal auf einer sehr kleinen Insel, neben welcher sich die Quelle des Nils befinden soll. Es gab dort mehrere Quellen im Viktoriasee bzw. im Nil, wobei diese die Größte war. Nichtsdestotrotz strömt das meiste Wasser des Nils aus dem Viktoriasee und es gibt soweit ich weiß noch eine weitere Quelle in Ruanda, die den Viktoriasee speist, obwohl der Guide anderer Meinung war.


Zuletzt kamen wir auch noch an ein paar weiteren Inseln und Häfen vorbei. Erstere werden z.T. als Gefängnisse genutzt. Leider mussten wir auch erfahren, dass aufgrund des ungewöhnlich vielen Regens der Wasserstand gerade sehr hoch war, weshalb einige Märkte nahe der Häfen umziehen mussten.
Nach der Bootstour ging es zurück und wir haben uns ein leckeres italienisches Abendessen gegönnt und ich konnte endlich das erste Mal seit einem halben Jahr wieder warm duschen, was mich sehr gefreut hat :)
Der Verlauf der Nacht war dann weniger erfreulich. In Jinja fand am nächsten Tag eine große Auto-Rally statt und leider hat eine große Gruppe Besucher/Teilnehmer ausgerechnet im angrenzenden Grundstück gezeltet und sich dazu entschieden die ganze Nacht bei lauter Musik durchzufeiern. Das Schlimmste war aber eigentlich der aufgedrehte Bass, der das ganze Zimmer zum Vibrieren gebracht hat. Gegen 5 Uhr fand die Feier dann ein abruptes Ende, da es heftig zu gewittern angefangen hat, was gefühlt aber mindestens genauso laut war.
Unausgeschlafen ging es am nächsten Morgen aber trotzdem zu einem Fahrradverleih, wo wir am Tag davor noch eine geführte Tour durch Jinja gebucht hatten. (Die Organisation unterstützt übrigens auch Schulen und Kinder und hatte sogar auch einen weltwärts-Freiwilligen)
Auf dem Weg dorthin mussten wir dann auch noch einen Gebühr bezahlen, um eine bestimmte Straße passieren zu können, da die Rally in der Nähe stattfand. Susis Kommentar dazu nur: „Jetzt müssen wir auch noch für die Lärmbelästigung zahlen!“
Angekommen ging es dann aber gleich mit Simon, einem netten und interessanten Guide, los. Ich habe mich natürlich gleich nach den ersten 5 Metern, als wir einen Bordstein runter mussten, am Steißbein verletzt, was ich vor allem aufgrund der teilweise schlechten Straßen die ganze Fahrt über gespürt habe und weshalb ich gleich am Anfang immer wieder in Tränen ausgebrochen bin. Zum einen da es wirklich sehr wehgetan hat, zum anderen, weil ich auch kurz in Panik ausgebrochen bin, was das für unsere weitere Reise bedeuten könnte. Damit gehörte ich zur „Reisegruppe Immer-krank“ nun offiziell dazu, da Verena immer noch erkältet war und Susi seit Beginn an Magenprobleme hatte.
Die Tour war aber trotzdem schön. Unter anderem haben wir einen Hindu-Tempel, einen Hafen, einen Strand, das Industrieviertel und (warum auch immer) einen Schlachthof gesehen. Zumindest die Verkehrslage war zum größten Teil auch sehr ruhig. Nur auf einer größeren Straße hatte ich etwas Angst, da hier oft aus meiner Sicht verrückt gefahren wird. Aber das haben wir dann auch geschafft, auch weil einige Fahrer dann doch etwas mehr Rücksicht auf uns genommen haben.
Den Rest des Tages haben wir damit verbracht schon weitere Touren zu organisieren und am Abend sind wir zu einem Rolex-Stand gegangen, den Simon uns empfohlen hat, wo wir etwas mehr Auswahl hatten wie man diesen belegt haben möchte und wir uns auch noch schön hinsetzen konnten.
Die darauffolgende Nacht war aufgrund einer weiteren Feier der Rally-Besucher leider nicht viel erholsamer, bevor es wieder früh am Morgen weiter zu unserer nächsten Etappe ging.

Fort Portal & Kibale NP (8.-9. März)
Die Reise nach Fort Portal war lang und anstrengend. Wir waren fast den ganzen Tag unterwegs und haben im Bus nur noch Plätze ganz hinten bekommen, weshalb es uns bei jedem Huggel auf der Straße nach oben geschleudert hat, was wegen meiner kleinen Verletzung auch richtig weh getan hat. (In Uganda gibt es auf den Straßen in fast jeder Stadt oder in jedem Dorf regelmäßig solche Straßenschwellen, sodass die Fahrer ihre Geschwindigkeit reduzieren)
Am späten Nachmittag kamen wir dann aber endlich in unserer Unterkunft an und konnten auch alles für den nächsten Tag klären, bevor wir uns mit Finja und Leonie zum Abendessen getroffen haben. Wir hatten uns schließlich auch lang nicht mehr gesehen.
Nichtsdestotrotz ging es dann zeitig ins Bett. Schließlich mussten wir früh aufstehen für ein ganz besonderes Erlebnis…
Wir hatten uns für ein Schimpansen-Trekking im Kibale Forest Nationalpark angemeldet, weshalb ein Fahrer uns früh am Morgen dorthin gebracht hat. Schon auf dem Weg haben wir einige kleinere Affen gesehen, was uns perfekt auf den Tag eingestimmt hat. Nach einer kleinen Einführung wurden wir schon gleich in Gruppen aufgeteilt, wobei wir großes Glück hatten. Die zwei Amerikanerinnen und der Schweizer waren ziemlich fit, sodass es keine Probleme gab voranzukommen. (Es waren auch einige sehr alte Menschen dabei, um die ich mir schon fast Sorgen gemacht habe, wie sie es durch das Gestrüpp des Regenwaldes schaffen sollten) Auch die Rangerin, die uns selbstverständlich begleitet hat, hat sich super um uns gekümmert und sich sehr viel Mühe gegeben.
Es war schon an sich beeindruckend durch einen Regenwald zu laufen. Etwas kühler und trockener als ich es mir vorgestellt hatte, wobei wir damit echt Glück hatten.


Wir sind in einem angenehmen Tempo gelaufen und es hat gar nicht lang gedauert, bis wir schon die ersten Schimpansen gesehen haben. Es waren sehr viele, die gerade gefrühstückt haben. Jedoch war ich auch etwas enttäuscht, da sie alle auf einem sehr hohen Baum saßen und man keinen besonders guten Blick hatte. Die Geräusche waren dafür um einiges beeindruckender und unser Guide hat sich weiterhin bemüht immer wieder andere Gruppen zu finden, auf die wir einen besseren und näheren Blick werfen können, was auch von Erfolg gekrönt wurde. Wir haben Schimpansen gesehen, die auf niedrigeren Bäumen saßen oder sogar neben uns über den Boden gelaufen sind, auch eine Mutter mit ihrem Baby war dabei, sodass schnell alle Sorgen vom Anfang vergessen waren und ich das Trekking einfach genießen konnte und ich am Ende sehr froh war, das Geld dafür investiert zu haben. Zum Schluss haben wir sogar nochmal eine große Gruppe näher beim Fressen beobachten können und waren die letzte Gruppe, die wieder zurückkam.


Auf der Rückfahrt konnten wir im Hellen auch die Landschafft um Fort Portal noch etwas mehr genießen und einen Blick auf einige Teeplantagen werfen.


Wieder angekommen und nach einem kleinen Mittagsschlaf (Erholung muss sein), ging es für etwas Kuchen ins Sweet Aromas, wo Finja ja quasi Stammgast ist. Danach haben wir uns entschieden den „New Tooro Kingdom Palace“ anzuschauen, den Palast des Tooro Königreiches. (Zur Erinnerung: In Uganda gibt es noch repräsentative Königreiche)
Dort hatte man nicht nur einen schönen Blick über Fort Portal und die Umgebung, sondern wir konnten dank eines Mitarbeiters viele Infos zur Geschichte und Kultur Ugandas auffrischen bzw. lernen. Der König des Tooro Kingdom ist übrigens der jüngste König der Welt, da er auch schon mit 3 Jahren gekrönt wurde.


Straße in Fort Portal mit Blick auf den Palast (auf dem Hügel)
Blick auf das Rwenzori-Gebirge vom Palast aus

Abends habe ich Verena und Susi überredet mal wieder lokal zu essen, da es erstens viel günstiger ist (riesige Portion schon für 1-2€) und man zweitens nicht ins Ausland fährt, um nur weiter europäisch zu essen. Letztendlich waren die beiden von dem Essen aber nicht besonders begeistert, was ich auch verstehen konnte, da ich, als ich ankam, die meisten Sachen auch erst nicht mochte. Das kam mit der Zeit.
Abends haben wir uns dann noch einen leckeren Cocktail im Hotel gegönnt, wobei das gesparte Geld vom Essen auch schon wieder weg war.

Queen Elizabeth NP (10.-11. März)
Nach dem Aufstehen haben wir uns mit unserem Fahrer und Guide für die kommenden 2 Tage -Patrick- getroffen. Finja, Leonie und Theresa hatten mit ihm schon ein paar Touren gemacht und uns seinen Kontakt weitergeleitet. Er hat uns abgeholt und wir sind um einiges komfortabler als während den letzten Fahrten losgefahren Richtung Queen Elizabeth Nationalpark. (Dieser wurde übrigens von einem Tooro-König nach Königin Elizabeth II. benannt, nachdem sie diesen Park besucht hat)
Nachdem wir den Eintritt bezahlt hatten, konnten wir erstmal das Landschaftsbild des Nationalparks genießen. Da es Mittag war, haben wir noch nicht viele Tiere gesehen. Dafür war die Landschaft, die von Kratern und Kraterseen geprägt war, an sich schon sehr schön.


Nach dem Mittagessen sowie einen kleinen Mittagsschlaf in unserer Lodge, ging der erste Game Drive los. Knapp über 4 Stunden waren wir unterwegs. Bei offenem Dach konnten wir die meiste Zeit im Auto stehen und uns den Fahrtwind ins Gesicht blasen lassen, aber natürlich vor allem einen guten Blick auf die verschiedenen Tiere werfen.
Als erstes haben ein paar Warzenschweine inklusive Babys unseren Weg gekreuzt- So süß!! Auch Antilopen ließen nicht lang auf sich warten. Dann haben wir ganz viele Affen und noch mehr Elefanten gesehen, die auch ein Baby dabeihatten.
Schließlich sind wir in einen anderen Teil des Parks gefahren, der vor allem von einer weiteren Antilopenart, Warzenschweinen und Büffeln geprägt war und landschaftlich auch mehr an eine afrikanische Steppe erinnert hat, wie man sie sich vorstellt- ein Bild, was ich so in Uganda noch nicht gesehen hatte. Es war aber trotzdem alles sehr grün und im Hintergrund konnte man die hohen Berge des Rwenzori-Gebirges sehen.

Antilopen
Elefanten
Warzenschweine + weitere Antilopen
Büffel

Die Zeit ging unglaublich schnell um und bald mussten wir uns schon auf den Rückweg machen, da es dunkel werden würde. In der Lodge hat uns auf dem Weg zum Essen noch ein Warzenschwein überrascht. Als wir aus unserem Zimmer kamen, stand es da plötzlich direkt vor unserer Tür! Es hat sich von uns aber nicht aus der Ruhe bringen lassen, also sind wir weiter und haben uns leckere Kürbissuppe, die mich sehr an zu Hause erinnert hat, schmecken lassen, bevor es zeitig ins Bett ging. Wir mussten wieder sehr früh aufstehen, da wir noch einen weiteren Game Drive am Morgen geplant hatten. Dieser war im Vergleich zum gestrigen jedoch etwas enttäuschend. Leider haben wir auch diesmal keine Löwen gesehen, auf welche wir sehr gehofft hatten. Vor allem da der Queen Elizabeth Nationalpark auch dafür bekannt ist, dass es dort Löwenpopulationen gibt, die auf Bäume klettern. Dafür konnten wir einen wunderschönen Sonnenaufgang genießen und haben Nilpferde gesehen. Ein paar lagen einfach den ganzen Tag über in einer größeren Pfütze und würden erst wenn es dunkel würde, wieder auf Nahrungssuche gehen und sich vielleicht noch einen komfortableren Platz zum Schlafen suchen. Sonst haben wir dieselben Tiere wie am gestrigen Tag gesehen sowie eine große Echse.
Danach stand aber noch eine Bootstour auf einem Kanal zwischen zwei Seen im Nationalpark auf dem Programm. Wir hatten schon wieder das Glück ein Boot mit einem Guide, der uns sehr viel erklären konnte, und dem Fahrer für uns zu haben.
Bekannt ist der Kanal vor allem für all seine Nilpferde und wir wurden auch nicht enttäuscht, wir konnten sehr viele sehen. Aber auch mit Elefanten hatten wir nochmal großes Glück. Wir haben mehrere Gruppen beobachten können, wie sie getrunken oder sich einfach im Wasser abgekühlt haben. Eine der Gruppen, die wir gesehen haben, war sogar echt groß. Als wir kurz einmal durchzählen wollten, haben wir bei 50 den Überblick verloren. Kein Wunder, dass die Elefanten definitiv unser Highlight dieser zwei Tage waren.

schlafende Nilpferde

ganz viele Elefanten

Nach einen kleinen Mittagssnack sind wir dann zurück nach Fort Portal gefahren. Angekommen haben wir noch durch verschiedene kleine Läden geschaut und sogar das ein oder andere schöne Kleidungsstück entdecken können. Besonders beeindruckt waren wir von einer kleinen Gasse, wo vor allem auch besondere Festmode sowie traditionelle Kleidung verkauft wurde.

Lake Bunyonyi (12.-15. März)
Es hieß (Überraschung!) schon wieder früh aufstehen, da wir eine lange Fahrt vor uns hatten und wir noch im Hellen ankommen wollten. Diesmal mussten wir uns wieder in solche Taxis/Minibusse quetschen. Und zwar quetschen im wahrsten Sinne des Wortes. Der Conductor war sehr übermotiviert und hat das Taxi komplett überfüllt, sodass in jeder Reihe 4 Personen saßen, obwohl es jeweils nur 3 Sitze gab. Wir waren nur froh, dass es sich mit der Zeit wieder geleert hat und noch froher, als wir endlich in Kabale angekommen sind, wo wir uns einen Fahrer genommen haben, der uns bis zu unserer Unterkunft am See gefahren hat.
Mein Seminar, welches eigentlich in dieser Unterkunft 5 Tage lang stattfinden sollte, wurde kurzfristig abgesagt. Aufgrund von Corona hat die ugandische Regierung nämlich beschlossen, dass alle Einreisenden aus Deutschland in eine zweiwöchige Selbstquarantäne müssen, weshalb die Organisatorin des Seminars nicht mehr einreisen konnte. Hätten wir das eher gewusst, wäre unsere Reise zwar anders verlaufen, aber die Stornierungsgebühren der Unterkunft waren zu hoch und so konnten wir am Ende der Reise uns auch mal wieder etwas entspannen und runterkommen.
Endlich angekommen wurden wir gleich vom Personal mit Saft und Popcorn begrüßt und mit einem Blick auf die Speisekarte wurde mir noch mal mehr bewusst, dass das eigentlich nicht meinem Budget entsprach. Allgemein der Service und die Rundum-Umsorgung waren mir schon fast etwas zu viel, so was bin ich definitiv nicht gewöhnt. Das hat kurzzeitig sogar eher dazu geführt, dass ich mich aufgeregt habe, statt mich zu entspannen und selbst beim Abendessen waren wir alle etwas steif. (Der Kellner hat mir sogar den Stuhl zurechtgerückt und eine Servierte auf meinen Schoß gelegt!!)
Als wir aber abends eine Wärmflasche mit aufs Zimmer bekommen haben, haben wir uns sehr gefreut. Es war nämlich ziemlich kalt und sonst hätte ich sicher in der Nacht gefroren.
Am nächsten Tag war auch wieder alles gut und mein "Unwohlsein" war überwunden. Da ich mich in den letzten Tagen stark erkältet hatte, war ich sogar sehr froh, mich einfach etwas ausruhen zu können. Außerdem war der Ort auch sehr schön.
Leider hat es aber fast den ganzen Tag geregnet. Wir haben unsere Zeit gut genutzt, um mal zu waschen, da die saubere Kleidung knapp wurde und sonst einfach zu entspannen. Dabei habe ich mich noch mit den zwei Katzen angefreundet, wobei eine sich genauso wie meine Katze zu Hause auch immer auf meinen Schoß gelegt hat, was sehr süß war.

Ich bin die Katzenlady 

Für Samstag hatten wir uns dann vorgenommen zur Arcadia Lodge zu laufen, da man von dort einen wunderschönen Ausblick über den See haben sollte. Zum Glück war das Wetter an diesem Tag auch wieder besser.
Letztendlich fand ich diese kleine Wanderung, auch aufgrund meiner Erkältung, sehr anstrengend und wir wurden zweimal von Kindergruppen verfolgt, wobei eine niedlich und die andere nervig war, aber der Ausblick hat sich dafür dann echt gelohnt, welchen wir während eines Kaffees genossen haben. Man konnte viele der kleinen Inseln und Halbinseln, die charakteristisch für Lake Bunyonyi sind, überblicken.


zurück in der Unterkunft konnten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang bewundern

Am Sonntag, unserem letzten vollen Tag, haben wir uns entschieden zusammen Kanu zu fahren. Eigentlich wollten wir relativ weit rausfahren, um auch andere Küstenabschnitte oder eine kleine Insel von Nahem zu sehen. Wir sind jedoch am geradeaus fahren gescheitert bzw. allgemein daran das Kanu zu lenken und haben uns wohl die meiste Zeit im Kreis gedreht, weshalb wir dann einsehen mussten, dass wir uns wohl nicht besonders weit von unserer Unterkunft entfernen würden. Spaß gemacht hat es aber trotzdem :)


Der Nachmittag und Abend wurden dann unter anderem mit Postkarten schreiben und Karten spielen verbracht. Die Stimmung wurde aber schon während der letzten Tage immer angespannter, da sich Verena und Susi ernsthafte Sorgen machten, dass ihr Flug gestrichen würde, da auch dies aufgrund von Corona immer häufiger der Fall war.

Zwischenstopp in Kampala (16.-17.März)
Da die Beiden Montag in Kampala bzw. am Flughafen klären wollten, ob ihr Flug geht bzw. ob sie noch auf einen Flug an diesem Abend umbuchen könnten, haben wir uns wieder sehr früh mit dem Bus auf den Weg nach Kampala gemacht. Leider mussten wir schon in Kabale sehr lange warten, bis der Bus endlich losfuhr, da es in Uganda keine festen Abfahrtszeiten gibt, sondern einfach so lange gewartet wird, bis der jeweilige Bus voll ist. Als wir ankamen war der Bus natürlich noch so gut wie leer…
Während der Fahrt konnten wir dann jedoch noch in Erfahrung bringen, dass es nicht möglich sein würde für Verena und Susi schon an diesem Tag zu fliegen, da der Flug ausgebucht war, weshalb wir uns für zwei Nächte ein Hostel in Kampala gesucht haben.
Angekommen in Kampala, konnten Verena und Susi dann noch in den Genuss einer eher abenteuerlichen Boda-Fahrt durch den Verkehr von Kampala kommen, bevor wir eingecheckt haben und uns noch ein Lokal fürs Abendessen gesucht haben.
Im Hostel sind wir dann zeitig ins Bett. Als ich abends vorm Schlafen nochmal meine E-Mails gecheckt habe, konnte ich die Nachricht, die ich von Vuga bekommen habe, nicht fassen. Alle weltwärts-Freiwilligen sollten aufgrund der Corona-Pandemie so schnell wie möglich zurück nach Deutschland fliegen. Ich hatte gar nicht damit gerechnet. Es gab noch keinen einzigen Corona-Fall in Uganda und alles lief eigentlich ganz normal. (Außer vielleicht, dass ich schon wiederholt von Fremden auf Corona angesprochen wurde oder sogar als Corona bezeichnet wurde, was eher nervig war) Jetzt sollte ich zurück nach Deutschland, wo es deswegen irgendwie schon drunter und drüber ging. Ich war komplett geschockt und musste erstmal anfangen zu weinen. Mein Kopf wollte auch gar nicht mehr abschalten und hat die ganze Zeit Listen erstellt, was ich eigentlich noch machen wollte und wie ich meine verbliebene Zeit jetzt am besten organisieren sollte, sodass ich bis halb 3 gebraucht habe, um überhaupt einzuschlafen.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen sind wir zur deutschen Botschaft gegangen, weil Susi sich über verschiedene Entwicklungen in Bezug auf Schließung der Grenze usw. informieren wollte. Wir wurden auch beruhigt, dass es mit Ausreisen in den nächsten Tagen noch keine Probleme geben sollte. Ich denke, damit ging es Susi und Verena erstmal wieder besser.
Da es noch früh war, haben wir uns entschieden noch die Gadaffi-Mosque, die nationale Moschee in Uganda, zu besuchen, bevor wir uns auf den Rückweg nach Entebbe machen wollten. Wir hatten zwar eigentlich noch eine weitere Nacht in Kampala bleiben wollen, aber aufgrund der Neuigkeiten musste ich natürlich zurück.
Ich bin sehr froh mir die Moschee, welche übrigens die zweitgrößte in ganz Afrika und dementsprechend ziemlich groß und beeindruckend ist, noch besucht zu haben. Wir sind dann auch das Minarett hoch, wo wir einen Blick über ganz Kampala hatten, obwohl die Sicht leider aufgrund des Smogs nicht besonders klar war.




Danach haben wir uns relativ zeitnah auf den Rückweg gemacht und ich musste von Kampala für eine sehr lange Zeit Abschied nehmen…

Die letzten Tage in Entebbe und der Rückflug (17.- 22. März)
Ich bin direkt nach Hause gefahren, während Verena und Susi sich für ihre letzte Nacht nochmal ein Guest House gesucht haben.
Als erstes bin ich dann gleich zu HUYSLINCI gelaufen, um meinen Kollegen Bescheid zu sagen, dass ich Sonntag abreisen würde, was auch gut so war, da noch nicht mal meine Supervisorin informiert war.
Wieder zu Hause habe ich noch einmal in Ruhe mit meiner Gastmutter über alles gesprochen, welche auch ziemlich traurig war. Danach habe ich schon mal etwas angefangen mein Gepäck zu sortieren und habe versucht wieder etwas eher zu schlafen.
Am nächsten Morgen erreichte mich gleich nach dem Aufstehen die Nachricht von Finja, dass unser Flug gestrichen wurde, was mich nochmal mehr gestresst hat, da ich nun gar nicht mehr wusste, wann und wie ich zurück nach Deutschland komme, weshalb ich dann erst der Botschaft schreiben musste und dann verloren und leicht verzweifelt inmitten meines Gepäckchaos saß, bis ich mir noch etwas Kleines zum Frühstück reingezwängt habe (mein Appetit hatte mich seit der Horrornachricht komplett verlassen) und in die Stadt bin, um mich nochmal mit meinen Schwestern zu treffen.
Während wir in der Post und einen Kaffee trinken waren, hat sich der Status ob und wenn mit welchem Flug wir fliegen ungefähr stündlich verändert.
Einen weiteren gebuchten Flug, den wir, als wir die Fluggesellschaft endlich erreicht hatten, anscheinend doch nicht gekriegt haben, und Susis Recherche-Unterstützung später, hatten wir dann doch eine Flugverbindung für Samstagabend über Nairobi und Amsterdam.
Am Nachmittag sind wir drei dann wieder zu meiner Gastfamilie. Natürlich wurden wir dann auch nochmal bekocht, bevor meine Schwestern endgültig wieder gehen konnten und es fürs erste Abschied nehmen hieß.
Am Abend habe ich dann noch etwas gewaschen, vor allem um während und nach dem Flug meine wärmste Kleidung dabeihaben zu können, aber auch weil ich mich irgendwie beschäftigen musste, um nicht komplett durchzudrehen nach diesem Tag. Allgemein habe ich mich während dieser letzten Tage ziemlich zurückgezogen, weil ich nicht stillsitzen konnte und auch so schlecht drauf war, dass ich lieber allein sein wollte.
Donnerstag war mein Urlaub dann auch vorbei und ich bin wieder „ganz normal“ zu HUYSLINCI auf Arbeit. Dort habe ich noch die wichtigsten Sachen geklärt und mich nach meinen letzten Posho-Mittagessen mit einer meiner Deutschschülerinnen getroffen und mit ihr den ganzen Nachmittag noch geredet.
Nach der Arbeit habe ich mich dann wieder mit Packen auseinandergesetzt und dann bei meiner halbstündlichen Kontrolle des Fluges festgestellt, dass mein Flug von Amsterdam nach Frankfurt gecancelt wurde, wonach ich erstmal eine Stunde lang einen halben Nervenzusammenbruch hatte, wobei Susi mich per WhatsApp relativ gut wieder beruhigen konnte und auch Vuga mir nochmal bestätigt hat, dass solange die Flüge nach Amsterdam gehen würden, wir auf jeden Fall erstmal dorthin fliegen würden und dann schon einen weiteren Flug oder eine Zugverbindung kriegen würden.
Freitag war dann mein letzter Tag bei HUYSLINCI. Besonders viel habe ich nicht mehr gemacht. Ich habe die Zeit vor allem genutzt, um nochmal etwas mit meinen Kollegen zu reden und meine andere Deutschschülerin kam auch nochmal vorbei, um sich zu verabschieden.
Meine Kollegen hatten dann ein großes Abschiedsessen geplant, es wurde nochmal eine Auswahl verschiedener traditioneller Gerichte gekocht und fast alle Mitarbeiter kamen vorbei, viele sind nämlich zum Mittagessen normalerweise nicht immer da.
Es war richtig lieb, was alles für mich noch so kurzfristig geplant wurde. Nach dem Essen wurden dann noch Reden gehalten und ein paar Abschiedsgeschenke sowie ein Zertifikat und ein Empfehlungsschreiben überreicht und ich musste mich sehr zusammenreißen, nicht jeden Moment loszuheulen. Als ich dann aber aufgefordert wurde selbst etwas zu sagen, war es um meine Selbstbeherrschung geschehen. Ich hätte ihnen gern gesagt, wie dankbar ich für die ganze Zeit und die Unterstützung, die ich bekommen habe, bin, aber ich konnte einfach kein Wort herausbringen, weil ich so traurig und gestresst war und alles in Form von vielen Tränen und Schluchzern in diesem Moment aus mir herausgebrochen ist.
Die Arbeit bei HUYSLINCI so kurzfristig abbrechen zu müssen, war das Schlimmste an dieser plötzlichen Ausreise. Ab diesem Jahr, als der Luganda-Unterricht dann vorbei war, war ich endlich „drin“ und hatte mein erstes großes Projekt angefangen, was noch nicht mal beendet war und jetzt ohne mich weiterlaufen muss. Außerdem war schon das nächste Projekt in Planung gewesen, welches jetzt wohl erstmal nicht stattfinden wird.
Am Nachmittag musste ich dann alles, was ich noch auf Arbeit hatte, zusammenpacken und mich endgültig von meinen Kollegen verabschieden.
Zu Hause waren alle meine Gastgeschwister wieder da, da ab diesem Tag alle Schulen in Uganda geschlossen wurden, obwohl es noch immer keinen Corona-Fall im Land gab. So hatte ich wenigstens noch die Chance mich von ihnen zu verabschieden.
Samstag wurde über den Vormittag der Rest gepackt und noch das Gröbste in meinem Zimmer sauber gemacht. Meine Erkältung wurde weiter mit Tee, Obst und meinem verbliebenen Hustensaft bekämpft, da ich mir auch etwas Sorgen gemacht habe, dass ich an einen der Flughäfen durch irgendeine Corona-Gesundheitskontrolle falle und in Quarantäne gesteckt würde (übrigens vollkommen unbegründet, lediglich in Nairobi wurde die Temperatur gemessen).
Pünktlich zum Mittagessen kam Finja dann bei mir an. Trina hatte sie am frühen Morgen in Fort Portal abgeholt. Tatsächlich habe ich mich auch schon etwas ruhiger gefühlt, als Finja dann da war und man quasi nicht mehr „allein“ mit der Situation war.
Da wir nicht den ganzen Nachmittag traurig rumsitzen wollten, sind wir nochmal nach Entebbe gefahren, um ein paar Snacks für unseren langen Aufenthalt am Flughafen zu kaufen. Abends haben wir uns dann natürlich auch nochmal einen Rolex geholt und dann kam Trina auch schon, um uns zum Flughafen zu fahren.
Der Abschied von meiner Gastfamilie war dann seltsamerweise gar nicht so hart. Meine Gastmutter und meine jüngste Gastschwester haben uns dann noch zum Flughafen begleitet und dann ging es wirklich los. Ich glaube, Finja und ich haben bis zum Ende gezweifelt, dass unsere Flüge bis nach Amsterdam gehen würden.
Nach einer Umpackaktion, da wir natürlich beide Übergepäck hatten, und unserem Rolex ging es durch die Sicherheitskontrolle, zum Boarding und bis nach Nairobi, wo wir die Nacht verbringen mussten. Nachdem wir wie Obdachlose durch den Flughafen gewandert sind, um einen Schlafplatz zu finden, haben wir eine Fensterbank gefunden, wo wir es uns gemütlich gemacht haben. Ich bin sogar relativ schnell eingeschlafen, mir war aber zu kalt und bin schnell wieder aufgewacht deswegen.
Früh wurden wir dann nochmal kurz nervös, weil es ewig gedauert hat, bis unser Gate angezeigt wurde, aber auch hier hat alles geklappt. Der Langstreckenflug war dann sehr entspannt, da ich glücklicherweise keinen direkten Sitznachbarn hatte und somit relativ viel Platz.
Es war nochmal eine große Erleichterung endlich wieder EU-Boden unter den Füßen zu haben, dennoch ging der blöde/anstrengende Teil der Reise gerade erst nochmal los, da es ja jetzt keinen genauen Plan mehr gab, wie genau wir weiter nach Deutschland kommen würden.
Die Flughafenangestellten waren jedoch sehr hilfreich und wir konnten noch auf einen Flug nach Deutschland gebucht werden, zwar leider nach Hamburg, was wohl der Flughafen ist, der am weitesten weg vom Vogtland ist, aber egal. Um 6 waren wir dann schon da und haben vergeblich auf unsere Koffer gewartet, obwohl uns versichert wurde, dass der Transport der Koffer geregelt werden würde, haben sie das in Amsterdam wohl nicht mehr geschafft. (Lange mussten wir aber zum Glück nicht warten. Obwohl uns keinerlei Hoffnung gemacht wurde, kamen sie am darauffolgenden Donnerstag an)
Finjas Eltern waren so nett und haben mich mit zu ihnen nach Hause genommen, da Finja ganz in der Nähe von Hamburg wohnt. Dort habe ich dann auf meine Eltern gewartet und Montagnacht kam ich dann endlich im kalten Vogtland (-4°C!!) wieder an…

PS: Danke an jeden, der es tatsächlich durch diesen langen Beitrag geschafft hat. Danke auch für euer Interesse und die ganze Unterstützung, die ich von euch bekommen habe. Da ich jetzt wieder in Deutschland bin und auch (zumindest für eine ganze Weile) nicht nach Uganda zurückgehen werde, ist das mein letzter Beitrag. Ich bin immer noch sehr traurig, dass alles so plötzlich und zeitig geendet hat und vermisse Uganda, bin aber auch erleichtert wieder gut angekommen zu sein. Es war die richtige Entscheidung des BMZs alle weltwärts-Freiwilligen angesichts der derzeitigen Situation wieder zurückzuholen. Inzwischen gibt es auch in Uganda ein paar bestätigte Covid19-Fälle und das Leben ist sehr stark eingeschränkt worden.
Ich wünsche euch allen das Beste, bleibt gesund und man sieht sich, sobald sich alles wieder etwas normalisiert hat :)

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