Die Zeit rennt


Ich bin jetzt schon etwas über einen Monat hier. Fühlt sich doch noch gar nicht so lang an, oder? 
Auf Arbeit gibt´s schließlich auch immer noch nicht viel mehr zu tun als das, wovon ich euch schon berichtet habe und abgesehen von meiner Familie und meinen Kollegen habe ich auch noch nicht so viele Leute kennengelernt. Ich denke aber, dass sich das alles innerhalb der nächsten Monate stetig weiterentwickeln wird :)
Wie ich schon geschrieben habe, war ich letzten Mittwoch mit zwei Kollegen beschäftigt, ein paar Essenszutaten an Schulen auszuliefern. Als wir gerade wieder auf dem Rückweg waren, hat es dann wieder einmal heftig angefangen zu schütten. Erstmal habe ich mir dabei nichts gedacht, passiert hier ja häufiger. Als ich dann aber von HUYSLINCI nach Hause kam, musste ich feststellen, dass aufgrund des Regens der große Wasserkanister, der mein Bad mit Wasser versorgt,  übervoll gelaufen und umgefallen ist. Dies hatte drei Dinge zufolge:
1. Erstmal kein fließendes Wasser mehr für mich.
2. Mein Badfenster war auch noch betroffen und dessen Glas war nur noch ein Haufen Scherben.
3. Der kleine Entenstall wurde komplett eingerissen, da dieser vom umfallenden Wasserkanister getroffen wurde und die Enten meiner Familie waren erstmal obdachlos. 
Zumindest um Punkt eins und zwei wurde sich aber auch super schnell gekümmert. Noch Mittwochabend wurde mein Fenster wieder repariert, was wohl auch daran lag, dass meine Familie wollte, dass die Moskitos nicht so einfach in mein Bad und Zimmer kommen können. 
Als ich Donnerstag von der Arbeit kam, war meine Gastmutter sogar schon vor mir zu Hause und es wurde sich bis spät abends darum gekümmert, dass ich wieder fließendes Wasser bekomme. 
Die Enten hatten da weniger Glück. Sie schlafen, soweit ich weiß, in dem Stall von Nachbarn und der Wiederaufbau ihres trauten Heims ist noch in Arbeit. 
Donnerstag musste ich mich auch noch von Rebecca verabschieden, die auch wieder zurück zur Schule musste und jetzt sind nur noch meine Gasteltern, Joel und ich zu Hause. 
Die letzten zwei Arbeitstage dieser Woche waren relativ unspektakulär: Ich hatte nochmal Deutschunterricht und habe meinen Kollegen bei ein paar Sachen geholfen. 
Freitag nach der Arbeit war ich dann sogar mal die erste daheim, auch wenn Joel nicht lange auf sich warten ließ. Wir sind dann auch nochmal zu einem anderen Markt gefahren, der etwas näher ist, um hauptsächlich ein paar Lebensmittel zu besorgen. 
Wöchentlich Freitag und Samstag gibt es also einen Markt, der leicht zu erreichen ist und es gibt zahlreiche kleine Geschäfte, die meist auch an jeden Wochentag geöffnet haben und teilweise auch bis um 10 oder 11 Uhr abends. So richtig regelmäßige Öffnungszeiten gibt es hier, soweit ich das erlebt habe, eher selten (wahrscheinlich bei etwas größeren Supermärkten oder Geschäften (z.B. in der Viktoriamall), da bin ich mir nicht sicher), aber wenn ein Laden mal zu ist, ist es nicht weit bis zum nächsten. 
Samstagvormittag habe ich meine Waschroutine dann wieder aufgenommen und mit meiner Gastmutter gewaschen, die auch einen großen Berg an Wäsche angesammelt hat. Samstag wird wohl irgendwie der Tag, an dem ich ein bisschen meiner Hausarbeit nachgehe- also putze, wasche, etc. 
Auch beim Kochen habe ich wieder etwas Neues gelernt, und zwar hat Joel mir gezeigt wie man Poshu zubereitet. 
Dabei handelt es sich, um eine relativ feste, weiße Masse, die aus Maismehl und Wasser zubereitet wird und auch bei HUYSLINCI und in den meisten Schulen oft mit Bohnen gegessen wird. 
Es schmeckt übrigens viel besser als es nach dieser dürftigen Erklärung vielleicht klingt. 
Bei HUYSLINCI essen wir das übrigens drei Mal die Woche und an den anderen zwei Tagen wird etwas Geld zusammengelegt, um etwas anderes zu besorgen. 

Poshu mit Bohnen bei HUYSLINCI

Sonntag habe ich mich dann davor gedrückt in die Kirche zu gehen, was einfach nur daran lag, dass die Gottesdienste in der Gemeinde meines Gastbruders sehr lang sind und ich sowieso fast nichts verstehe.
Ich habe mir aber auch schon vorgenommen mir nochmal anzuschauen wie die Gemeinde meiner Gasteltern ist. Diese hatten aber am Sonntag keine Zeit. 
Außerdem konnte ich so mal ein paar Stunden einfach allein genießen, was mir sehr gutgetan hat. Ich war bis jetzt eher selten nur für mich, da ich auch gerade jetzt am Anfang versuche mich nicht zu viel in meinem Zimmer zurückzuziehen, weil ich mir nicht sicher bin, ob meine Gastfamilie das gut fände oder sich vielleicht Sorgen macht. Auch als ich Sonntag allein zu Hause geblieben bin, hat mein Gastvater mich gefühlt zehn Mal gefragt, ob ich mich nicht langweile und ob das ein Problem ist, dabei war ich einfach nur froh mal etwas Zeit für mich zu haben. 
Dann wurde gegen Abend noch etwas die Gegend erkundet. Die Wege, die ich regelmäßig zurücklege, kenne ich schon sehr gut und ich komme schon gut auch allein klar, aber hin und wieder spielt mein Orientierungssinn doch nicht so richtig mit, weil hier alles manchmal etwas ähnlich aussehen kann. Deshalb bin ich froh, wenn sich mal jemand findet (in diesem Fall Joel), der mir mal wieder etwas zeigt. 
Am Abend bin ich dann noch mit meiner Gastmutter und Joel zu den Eltern meines Gastvaters gegangen. Ich war etwas unvorbereitet, da mir eigentlich von meinen Gastvater gesagt wurde, dass wir das auf nächste Woche verschieben, da ihm etwas dazwischengekommen ist. So musste ich mich dann also minimal gestresst und mit nassen Haaren auf den Weg machen, da ich gerade am Haarewaschen war, als meine Gastmutter nach Hause kam und gesagt hat, dass es jetzt doch losgeht. Zu solchen Situationen kann es manchmal einfach kommen, was ich persönlich in manchen Situationen nicht ganz so toll finde, da ich es schon gerne mag, mich etwas zu organisieren und meine Zeit vorauszuplanen. Auf Arbeit kam sowas nämlich auch schon ein paar Mal vor, dass mir gesagt wurde, morgen geht’s ins „field“ (à also irgendwohin außerhalb des Standortes von HUYSLINCI, z.B. eine Schule) und dann warte ich noch eine Woche bis es dann wirklich soweit ist und das passiert dann wieder spontan, sodass ich z.B. meinen Deutschschülern kurzfristig absagen musste. 
So schlimm ist es aber eigentlich nicht und die meisten würden es hier auch niemanden übelnehmen, wenn so etwas von einem selbst ausgeht, also bin ich dann auch nicht sauer oder genervt. Ich fühle mich nur trotzdem immer schlecht, wenn solche spontanen Änderungen, dazu führen, dass ich Pläne, die ich mit anderen Personen hatte, wieder umkrempeln muss. 
Von meinen „Großeltern“ wurde ich dann auf jeden Fall herzlich empfangen und es gab etwas kleines zu essen und „Milktea“ (meist schwarzer Tee, der mit heißer Milch statt Wasser aufgegossen wird- total lecker) bevor wir uns dann wieder relativ schnell auf den Rückweg gemacht haben, da es schon etwas spät war. 
Montag ging dann nicht nur meine 4. Arbeitswoche los, sondern auch meine erste Luganda-Stunde. Also musste ich mich am späten Vormittag schon auf den Weg Richtung Kampala machen. Erst wurde sich noch etwas Kleines zu essen besorgt bevor ich mir dann ein Matatu gesucht habe und etwa eine anderthalbe Stunde später angekommen bin, wo Philipp und unser Lehrer mich schon erwartet haben.  
Am nächsten Tag ging es nach ein paar Stunden Arbeit auch gleich weiter mit dem Unterricht. Viel schaffe ich für die nächsten 3 Monate (solang geht der Sprachkurs) montags und dienstags also nicht. 
Dienstag habe ich nur einen Schrank aussortiert und wurde noch von der Hairdressing Class (also von einem Haufen angehender Friseure) abgefangen, die unbedingt an meinen Haaren üben wollten. 
Also saß ich dann eine Weile da und habe gelegentliches Ziepen über mich ergehen lassen, bis ich dann eine Frisur hatte, die halboffen war und meine obere Haarpartie in kleine Zöpfe geflochten waren, die dann wiederum zu einem größeren zusammengefasst wurden. Die sah dann auch echt schön aus und ich hab mich voll gefreut. 

So sah das ganze dann zwei Taxifahrten mit teilweise offenen Fenster später aus

Meinen entspannten Vormittag folgten dann etwas verwirrende Unterrichtsstunden. 
Bis jetzt hat mir wirklich jeder gesagt, dass Luganda eine sehr leichte Sprache ist. Dieses Gefühl hatten Philipp und ich zu unserer 2. Stunde jedenfalls nicht, obwohl ich das, jetzt nachdem ich mich erst so kurz genauer damit beschäftigt habe, noch nicht pauschal beurteilen möchte. 
Ich bin mir sicher, dass die Grammatik tatsächlich viel einfacher wird, als z.B. deutsche Grammatik. Unser Problem lag irgendwie darin, dass es viele komplizierte Wörter (vor allem Substantive) gab. Wir haben z.B. schon gefühlt 20 Wörter für Banane kennengelernt, die je nachdem ob es sich um den Baum, um die Banane an sich, um die zubereitete Banane, etc. handelt variieren, dann gibt es das jeweils noch für die für mich unzähligen Arten. Bei der gelben Banane, die es auch bei uns gibt, wird z.B. einmal die Art an sich benannt und dann noch unterschieden, ob es sich um so eine größere oder kleinere Banane handelt. Auch für „zu Hause“ habe ich schon mindestens 3 Wörter kennenglernt, die je nach Kontext verwendet werden und dann ist da noch die Sache mit dem Plural- da ändern sich die Wörter einfach unregelmäßig (oder zumindest konnte ich noch keine Regel herausfinden). 
Aber das kann ja nur besser werden, aller Anfang ist eben manchmal schwer. 
Die letzten Tage war dann wieder nicht mehr wirklich etwas besonderes los. Meine restlichen 3 Tage verbringe ich nachmittags mit Deutschunterricht- Das heißt die Hälfte meines Arbeitstages besteht eigentlich nur aus Sprachunterricht (entweder Deutsch oder Luganda). 
Auch der Deutschunterricht macht mir meistens total Spaß (das Vorbereiten manchmal weniger) und es läuft auch besser als ich vielleicht am Anfang erwartet hätte. Ich hoffe nur meine zwei Mädels sind auch relativ zufrieden und es kann die nächsten Wochen und Monate alles genauso gut weitergehen. 

Kommentare

Mutti hat gesagt…
Hallo Pia-Lara, schön, dass es Dir gutgeht. Da war ja wieder Einiges bei Dir los. Viel Spaß beim Sprache lernen, dass wird Deinen Umgang mit Deinen Mitstreitern erleichtern. Viel Spaß auch beim Unterrichten, ein Ziel Deiner Reise ist ja, Stärken und Schwächen in Bezug auf Deine spätere Berufswahl herauszufinden. Bleibe behütet! Viele Grüße an Deine Gastfamilie.

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