Ein neuer Alltag geht los
Zurzeit
klingelt um 6:40 mein Wecker. Dann wird nochmal auf Schlummern gedrückt, bis ich
dann kurz vor 7 aufstehe. Ich vermute, je länger ich hier bin, desto später
werde ich aufstehen. Aber gerade brauch ich noch die Zeit, dass ich mich in
Ruhe fertig machen und frühstücken kann, bevor ich dann pünktlich oder auch
etwas zu früh auf Arbeit bin, die für mich 8:30 startet.
Meine Familie
überrascht mich auch jeden Tag mit etwas anderem zum Frühstück. Abgesehen von
dem süßen Brot, dass es hier immer gibt, hatte ich schon Chapati, so etwas wie
frittierte Teigtaschen mit Kichererbsen oder anderen Gemüse und eine gebratene
Wurzel, die für mich nicht so leicht hinunterzubekommen war. Sie gehört auf
jeden Fall in die Kategorie Essen, bei welchem ich mir noch unsicher bin, ob
ich es mag.
Joel- mein
älterer Gastbruder- hat mich auch noch die ganze restliche Woche jeden Tag auf
Arbeit gebracht und wieder abgeholt, obwohl ich mir trotz meinem schlechten
Orientierungssinn inzwischen sicher bin, dass ich den Weg kenne.
Während
dieser Viertelstunde Fußweg erklärt er mir auch meistens, an welchen Pflanzen
wir so vorbeikommen und was man daraus kochen kann. Meistens vergesse ich es
sehr schnell wieder. Es fällt mir etwas schwer, die für mich ungewohnten Namen
zu merken. Es sind aber auch echt viele verschiedene Pflanzen.
Gefolgt von
diesen Erklärungen, höre ich auf diesem Weg (und auch allgemein im Alltag)
häufig den Satz: „Oh, I´m sorry“
Damit möchte
er mir sagen, dass es ihm leidtut, dass ich schon wieder über irgendwas
gestolpert bin. Da ich immer etwas unkonzentriert bin und die Straßen hier
nicht überall eben sind, passiert mir das häufiger. Insgesamt höre ich diesen
Satz von verschiedenen Personen gefühlt 10 Mal am Tag, da ich auch allgemein eher
tollpatschig bin und das auch gesagt wird, wenn man zum Beispiel etwas fallen
lässt oder man sich stößt.
Was mich
auch noch begleitet auf meinem Weg zur Arbeit ist das Hinterherrufen
der Kinder: „Hello Muzungu“
„See you
Muzungu“
„Bye
Muzungu“
Muzungu ist
nur ein Begriff für eine weiße Person. Die Kinder sprechen einfach aus, was sie
sehen. Man ist sich trotzdem der Aufmerksamkeit und der eigenen Auffälligkeit
nochmal mehr bewusst.
Bei
HUYSLINCI ging es dann wie gehabt weiter. Ich habe im Garten gegossen.
Währenddessen bin ich immer froh, dass es hier nicht so heiß ist wie erwartet,
sonst wäre das sicher anstrengend. (Die Temperaturen finde ich hier übrigens bis
jetzt immer sehr angenehm. Weder warm noch kalt im Schatten.) Mittwoch haben
sich dann aber leider die Ziegenbabys durch den Zaun gequetscht und unsere
Beete angefressen. Eigentlich bauen wir da ein paar Pflanzen an, die die
Catering-Klasse dann zum Kochen verwenden kann. Mal sehen ob, da noch etwas
verwendbar ist.
Hier sind ein paar von den kleinen Übeltätern, HUYSLINCI hat aber noch viel mehr Ziegen |
Dann mach
ich auch noch immer ein paar kleine Arbeiten im Büro, setzte mich mit deutscher
Grammatik auseinander und denke mir ein paar Aufgaben für meine zwei
Deutschschüler aus.
Am
Donnerstag hatte ich mich mit den beiden dann auch das erste Mal zum Lernen
getroffen. Eine hat mir auch schon gleich ein selbstgemachtes Armband
geschenkt. Ich habe mich total gefreut. Für die erste Stunde hatte ich einen
kleinen Steckbrief zum ausfüllen erstellt und mir Fragen ausgedacht, sodass wir
uns erstmal etwas kennenlernen konnten. Danach sollten sie sich noch ein paar
Fragen für mich ausdenken und sie haben erzählt, dass sie von Jonathan auch immer
Hausaufgaben gekriegt haben. Also habe ich mir da auch mal noch spontan etwas
ausgedacht.
Freitag war
den Großteil des Tages ein Mitarbeitermeeting. Dort habe ich auch noch ein paar
andere Kollegen kennengelernt. Es gibt hier eine Brass Band (vielleicht kann
ich mit diesem Begriff bald mal etwas Positives verbinden) und die Jungs, die
sich darum kümmern, haben angeboten, dass ich sie mal zu ein paar Auftritten
begleiten kann, wenn ich will. Ich bin gespannt.
Allgemein
verstehe ich mich mit meinen Kollegen sehr gut. Sie sind super nett zu mir und
einige sind auch immer zu Scherzen aufgelegt. Es ist nur etwas schade, dass ich
noch nicht wirklich Luganda verstehe. Vor allem in der Mittagspause und auch in
der Gastfamilie wird die Sprache doch oft benutzt. Es gibt sich aber jeder Mühe
mich in alles miteinzubeziehen.
Zu Hause
bringt mir meine Gastfamilie auch immer wieder verschiedene Sachen bei. In den
Abenden basteln wir zum Beispiel manchmal Papiertüten. Meine Gastmutter macht
neben ihrem Job viel Handarbeit, darunter verschönert sie auch Körbe, Taschen
und Haarspangen und bringt sie (+die Papiertüten, soweit ich das verstanden habe) nach Kampala zum Verkaufen. Es wurde auch schon
angekündigt, dass sie mir da auch noch mehr beibringen wollen.
In meinem
Zimmer fühl ich mich auch langsam immer wohler, vor allem seit ich alle Bilder
aufgehängt habe, die ich mitgebracht habe.
Samstag habe
ich mich dann mal versucht ein bisschen nützlich zu machen. Ich habe mit meinem
kleinen Gastbruder abgewaschen und meine Gastschwester Rebecca, die fast in
meinem Alter ist, hat mir geholfen mal den Berg an Wäsche zu waschen, der sich
bei mir langsam angesammelt hat, und mir die besten Techniken bei der Handwäsche gezeigt.
Außerdem hat sie mich dann noch kurz ein bisschen in unserem Viertel
rungeführt. Der Stadtteil, in dem ich wohne, heißt übrigens Nkumba.
Vor dem
Mittagessen habe ich mit ihr dann auch noch die Bananen für das Matooke
geschält. Diese werden dann, soweit ich weiß, in Blätter dieser Bananenbäume
gegeben und zu einer Art Brei zerstampft und gekocht.
Matooke mit einer Erdnusssoße, wird aber auch mit anderen Soßen gegessen. |
Den
Nachmittag über wurde nur etwas entspannt und Joel hat mir schon wieder etwas
Neues zum Probieren gezeigt. "Sugar cane" bzw. einfach eine Art Zuckerrohr. Man schält und
zerkleinert dieses und kaut so lange bis es nicht mehr süß schmeckt. Ein bisschen wie Kaugummi, nur besser.
Sonntagvormittag
bin ich dann mit Rebecca, Joel und meiner kleinsten Gastschwester in einen
Gottesdienst, was schon mal drei Stunden in Anspruch nehmen kann. Wir haben uns
im strömenden Regen auf den Weg gemacht und ich war das erste Mal dankbar, dass
ich mir ordentliche Regenschuhe und -jacke mitgenommen habe. Leider hatte ich
wieder ein paar Sprachschwierigkeiten, weil auch teilweise auf Luganda
gesprochen und gesungen wurde, aber Joel hat mir immer mal kleine Notizen
geschrieben, worum es gerade ging.
Am späten
Nachmittag sind Joel, Rebecca, Romeo (mein anderer Gastbruder) und ich dann bei
strahlendem Sonnenschein zum Viktoriasee gelaufen und haben dort etwas Zeit
miteinander verbracht. Romeo hat sich dann gleich zum Fußball spielen und
schwimmen aus dem Staub gemacht, während wir anderen etwas am Ufer relaxt haben…
PS: Was ich außerdem beim letzten Mal vergessen habe, zu schreiben, ist, dass ich von meiner Gastfamilie einen lugandischen Namen bekommen habe, als wir uns das erste Mal gesehen haben. In meiner Gastfamilie hat jeder einen solchen Namen, meist wird aber nur ein englischer oder auch biblischer Zweitname verwendet. Der Name, den ich zu meiner ohnehin schon etwas längeren Liste an Vornamen hinzufügen darf, lautet.. (*Trommelwirbel*) Nakiyingi (Gesprochen: Natschijinchi … oder zumindest annähernd so)
Am Anfang war das vielleicht etwas kompliziert und ich habe mehr als einen Tag gebraucht ihn zu lernen, was dann auch oft zu Belustigung geführt hat, wenn ich ihn mal wieder vergessen hatte, aber inzwischen hab ich mich dran gewöhnt.
Meine Gastfamilie spricht mich meistens mit Lara (was auch manchmal wie Lala klingt) an oder mit Nakiyingi. Auf Arbeit haben meine Kollegen natürlich auch schnell von meinen lugandischen Namen gehört und benutzen ihn ebenso gerne, nennen mich aber auch oft Pia.
Dies führt jedoch auch manchmal dazu, dass ich, was Namen angeht, nicht nur verwirrt bin, was die Namen anderer angeht, sondern dass ich auch mal einen Moment brauche, um zu verstehen, dass ich gerade angesprochen werde, aber das wird sich auch noch geben :)
auf dem Weg zum Strand, ich genieße die Natur total und man konnte auch schon wieder den ein oder anderen Affen beobachten |
Rebecca, ich, Joel |
Viktoriasee |
PS: Was ich außerdem beim letzten Mal vergessen habe, zu schreiben, ist, dass ich von meiner Gastfamilie einen lugandischen Namen bekommen habe, als wir uns das erste Mal gesehen haben. In meiner Gastfamilie hat jeder einen solchen Namen, meist wird aber nur ein englischer oder auch biblischer Zweitname verwendet. Der Name, den ich zu meiner ohnehin schon etwas längeren Liste an Vornamen hinzufügen darf, lautet.. (*Trommelwirbel*) Nakiyingi (Gesprochen: Natschijinchi … oder zumindest annähernd so)
Am Anfang war das vielleicht etwas kompliziert und ich habe mehr als einen Tag gebraucht ihn zu lernen, was dann auch oft zu Belustigung geführt hat, wenn ich ihn mal wieder vergessen hatte, aber inzwischen hab ich mich dran gewöhnt.
Meine Gastfamilie spricht mich meistens mit Lara (was auch manchmal wie Lala klingt) an oder mit Nakiyingi. Auf Arbeit haben meine Kollegen natürlich auch schnell von meinen lugandischen Namen gehört und benutzen ihn ebenso gerne, nennen mich aber auch oft Pia.
Dies führt jedoch auch manchmal dazu, dass ich, was Namen angeht, nicht nur verwirrt bin, was die Namen anderer angeht, sondern dass ich auch mal einen Moment brauche, um zu verstehen, dass ich gerade angesprochen werde, aber das wird sich auch noch geben :)
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