Zwischen Arbeit und Familie


Die letzte Woche startete relativ unspektakulär. Ich bin auf Arbeit gegangen (inzwischen sogar endlich allein, ohne brüderliche Eskorte), wo nicht besonders viel zu tun war, und dann nach Hause, wo ich meine Freizeit etwas genossen habe (z.B. mit Lesen).
Wenn es gerade nichts zu tun gibt, wobei ich meinen Kollegen helfen kann, ob im Garten, im Büro, etc., bereite ich einfach etwas für die Deutschstunden vor, Manchmal fühlt man sich an einen ruhigen Tag zwar etwas schlecht, weil man nichts anderes vorzuweisen hat, aber wenn es einfach im Moment nichts zu tun gibt, dann ist das hoffentlich für den Anfang okay. Immerhin sehe ich meine zwei „Schüler“ auch 2-3-mal die Woche, was schon für mich als Unerfahrene auch einige Vorbereitungszeit bedarf. 
Mittwoch gab’s dann mal etwas Neues zu tun. Ich habe erfahren, dass ich am nächsten Tag mit ein paar Kollegen eine Partnerschule, die von HUYSLINCI unterstützt wird, besuchen würde, und es gab noch ein paar Vorbereitungen zu treffen, unter anderen 50 Stühle zu säubern.
 Außerdem hatten wir alle an diesem Tag Besuch von einer Kanadierin, welche für eine Organisation arbeitet, die HUYSLINCI unterstützt. Also war ich mit den meisten Kollegen dabei, als unser Chef die Arbeit und neuesten Entwicklungen vorgestellt hat und sich ausgetauscht wurde. 
Zu Hause konnte ich mich auf ein ausführliches Telefonat mit Miri und Lilly freuen. Mal wieder in die Heimat (oder in Miris Fall nach Malta) zu telefonieren, versüßt mir immer den Alltag. Leider schaffe ich es derzeit noch viel zu selten…
Donnerstag war’s dann soweit. Ich bekam auch mal in Verbindung mit der Arbeit etwas anderes zu sehen als den Standort meiner Organisation. Angekommen in der Schule, ging es dann ans Aufbauen von Stühlen und Flipchart bevor dann etwas verspätet ein kleiner Vortrag mit anschließender, längerer Diskussionsrunde zwischen verschiedenen Lehren und Mitarbeitern von ein paar Schulen losging. Das Ganze stand unter dem Thema „Zugang, Erschwinglichkeit und Qualität von Bildung“.
Zum Großteil wurde leider nur auf Luganda gesprochen, jedoch wusste ich ja worum es ging und konnte ab und zu in den englischen Notizen meiner Kollegin mitlesen, was gerade besprochen wurde. Sonst war ich für diese Veranstaltung noch Fotobeauftragte. 
Als ich dann Freitag, meinen letzten Arbeitstag für diese Woche, nach Hause kam, war ich etwas überrascht schon meinen Gastvater anzutreffen. Meine Gasteltern kommen manchmal erst sehr spät von der Arbeit nach Hause. Es kam auch schon vor, dass ich sie an manchen Tagen gar nicht gesehen habe, weil ich schon ins Bett gegangen bin bevor sie kamen und zumindest meine Gastmutter auch immer schon das Haus verlässt bevor ich aufstehe. 
Auf jeden Fall wollte mein Gastvater mich dann ein paar Leuten vorstellen. Wenn ich alles richtig verstanden habe, waren dass die Personen, die für die Gegend, in der wir wohnen verantwortlich sind- so ähnlich wie ein Bürgermeister und ein kleiner Stadtrat oder so. Es ging wohl darum, dass diese einfach Bescheid wissen, dass ich jetzt ein Jahr hier wohne und warum. 
Der Abend wurde dann wieder mit den Gastgeschwistern verbracht, wobei ich vor allen mit den drei ältesten super klarkomme. Meine Gastschwester hat mich sogar schon, um einen Rat gebeten, was mir echt viel bedeutet habe und Romeo bringt mich einfach oft zum Lachen. 
Samstag sollte für mich eigentlich Waschtag werden, dass ich eine Art Routine bekomme und nicht dauernd zu viel Wäsche liegen bleibt. Da hat mir jedoch der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht, da ich die fertige Wäsche nur draußen aufhängen kann, musste ich meine „Routine“ schon wieder unterbrechen, bevor sie überhaupt anfangen konnte. 
So habe ich dann den Vormittag genutzt, um mein Zimmer und Bad mal ordentlich sauber zu machen und wieder beim Matooke-Zubereiten zu helfen. 
Nachmittags war dann auch alles an Regen wieder vorbei und die Sonne ist wieder rausgekommen, sodass ich mit Joel und meiner Gastmutter zu einem großen Markt in Entebbe gefahren bin. Dort konnte man alles Mögliche finden: Kleidung, Schuhe, Haushaltsgegenstände, Schreibwaren, Obst, Gemüse, Gewürze, … . Wir haben vor allem Dinge für die drei Jüngsten besorgt, die sie für die Schule brauchen, sowie jede Menge Obst. Meine Gastmutter hat aber auch schon angekündigt, dass wir da demnächst wieder einmal hinfahren, wo ich dann vielleicht sehen werde, ob ich wirklich so schlecht im Verhandeln und um den Preis feilschen bin wie ich es erwarte. 
Um den Preis zu verhandeln, ist hier -besonders auch auf solchen Märkten- ganz normal und besonders als weiße Person kann es schon mal vorkommen, dass versucht wird Produkte vergleichsweise überteuert zu verkaufen, da davon ausgegangen wird, dass man es sich leisten kann. 



Am Abend wollte ich dann früh ins Bett, weil ich wusste, dass wir alle am nächsten Tag früh aufstehen würden. Nachdem ich mich schon verabschiedet hatte, musste ich dann aber doch nochmal zurück um bei einem klitzekleinen Problem, die Hilfe meiner Gastfamilie in Anspruch zu nehmen. Zur Erklärung: ich hatte schon seit über einer Woche eine Kakerlake in meinem Bad. Nachdem wir sie schon einmal entfernt hatte und sie dann aber wieder zurückkam, hab ich es dann einfach gelassen, die Kakerlake Karl getauft und als meinen Mitbewohner akzeptiert, was auch eigentlich schon eine ganz gute Entwicklung war, dafür dass ich, als ich hier das erste Mal zum Seminar eine gesehen habe, noch schreiend auf dem nächsten Stuhl stand und froh war, dass Philipp sich dieser angenommen hatte. Ich hatte die mir einfach echt nicht so groß vorgestellt. 
Nachdem ich Samstagabend aber gesehen hatte, wie Karl seinen Weg aus dem Bad gefunden hatte und ich nur beobachten konnte wie er über meine Bücher bis zu meiner Fotowand gekrabbelt ist, war meine Toleranzgrenze hiermit erreicht. 
Romeo hat sich um dieses Problem aber gern gekümmert. Er macht sich immer darüber lustig, dass ich etwas Angst vor Kakerlaken habe (obwohl ich es eher als Ekel bezeichnen würde). Dann mach ich mich über ihn lustig, weil er Angst vor Katzen hat (wie kann man denn vor Katzen Angst haben?!) und wir lachen beide. (Nachdem ich einen Tag kakerlakenfrei war, hat Karl übrigens seinen Weg zurück in sein zu Hause- das Badezimmer- gefunden.)
Sonntag ging es dann früh los, um Romeo und Rihanna, meine jüngste Gastschwester, wieder zurück zum Internat zu bringen. Rebecca geht Ende dieser Woche. Das finde ich schon schade und wird sicher auch nochmal eine Umstellung. Es ist jetzt auch einfach ohne die beiden schon viel ruhiger im Haus. 
Nachdem wir die beiden zur Schule gebracht hatten, haben meine Gastmutter, Joel, Rebecca und ich noch einige Verwandten besucht, die in der Nähe von Kampala wohnen. Dabei habe ich unter anderem die Eltern meiner Gastmutter kennengelernt. Die Familie ist riesig, was auch daran liegt, dass auch entfernte Verwandte als enge Familienmitglieder betrachtet werden. 
Der eigentliche Grund für den Besuch war, dass der Onkel meiner Gastmutter verstorben ist, doch bevor wir zu einem Gottesdienst mit anschließendem großem Essen gegangen sind, haben wir den Nachmittag in einem Haus von weiteren Familienmitgliedern in der Gegend verbracht. 
Da haben wir auch etwas gegessen und mir wurden ein paar Dinge gezeigt, z.B. haben sie dort eine Art Bodylotion bzw. Creme hergestellt und auch Tee, welche sie dann verkaufen. Die Gegend wurde erkundet und später wurde ich dann gefragt, ob ich mir den Garten anschauen will. 
Dieser hat ganz und gar nicht meiner Gartenvorstellung entsprochen. Wir sind vor allem gegangen, um etwas Zuckerrohr zu ernten, was ,wie mir erklärt wurde, eine Art Süßigkeiten-Verkaufsschlager in dieser Gegend ist. Letztendlich sah der Garten für mich einfach wie ein großes Stück wildwachsende Natur aus und auf dem Weg dachte ich mir nur die ganze Zeit, dass ich mit meinen schwarzen Ballerinas nicht die richtigen Schuhe für sowas anhatte. Teilweise musste man nämlich auch über kleine Bäche und so weiter drüber springen. Alle anderen hatten natürlich den Plan, welche Pflanze dort für was benutzt wird und ich glaube irgendwie hatte das Ganze doch Struktur, auch wenn ich nicht durchgeblickt habe. 

Der Weg, den wir zum Zuckerrohr beschritten haben

Als am Abend der Gottesdienst (natürlich wieder auf Luganda) und das riesige und leckere Essen vorbei waren (Ich war so voll, ich habe mich gefühlt, als könnte ich nie wieder essen), ging es dann relativ spät auf den Rückweg. 
Vormittags wurden wir von einem Freund der Familie gefahren, rückzu mussten wir uns dann in einem Matatu wieder auf den Weg machen. Auf der Strecke sind wir dann auch nochmal durch Kampala gefahren und ich habe das erste Mal den riesigen Taxipark gesehen. Dort gab es so viele Matatus und vereinzelt auch ein paar größere Busse und man kann in diesem Taxipark eine Fahrgelegenheit in alle möglichen Regionen von Uganda finden. Auf eine gewisse Art und Weise sah es sehr beeindruckend aus und folgte wieder einer gewissen Struktur, die ich noch lernen muss, nachzuvollziehen. 
Viel zu spät kamen wir dann wieder zu Hause an und ich bin nur noch ins Bett gefallen.
Montagmorgen ging es ja schließlich wieder mit Arbeiten los. Als ich jedoch gerade das Haus verlassen wollte, hat es plötzlich unglaublich angefangen zu schütten- perfektes Timing. 
Ich habe noch ein bisschen ausgeharrt bis es wenigstens wieder etwas nachlässt, aber als ich dann auf dem Weg war, hat es zwischenzeitlich wieder begonnen etwas stärker anzufangen, bis ich dann etwas zu spät und mit durchnässter Hose auf Arbeit ankam. (Zum Glück ist diese schnell wieder getrocknet.)
Auf dem Weg war ich auch fast die einzige die sich rausgewagt hatte und musste schon wieder meine begrenzten Fähigkeiten zu springen nutzen, um die kleinen Flüsse, die sich aufgrund des Regens gebildet hatten zu überqueren. Manchmal stand ich aber trotzdem mit dem ganzen Fuß im Wasser, weil es nicht anders ging, aber meine Wanderschuhe haben alles an Wasser abgehalten :)

Der Blick aus der Haustür, auf dem Weg hatte ich gerade andere Probleme, als Fotos zu machen, sodass ihr den Ausmaß der Regenzeit hier bewundern könntet (Entschuldigung auch für die schlechte Kameraführung)

Am späten Vormittag habe ich mich dann mit Trina getroffen, um mit ihr nach Kampala zu Philipp zu fahren, da unsere Lugandastunden endlich losgehen sollten. 
Nachdem wir dann auf ihn getroffen sind, haben wir uns erstmal ausgetauscht, da wir uns doch eine kleine Weile nicht mehr gesehen hatten, während wir uns auf den Weg zu dem Lugandalehrer gemacht haben. 
Trina hat uns dann schon wieder verlassen, weil sie noch andere Sachen erledigen musste und Philipp und ich dachten nach etwas Kleinen zu Essen starten wir endlich mit unserer ersten Stunde. Es kam jedoch etwas anders als erwartet. Stattdessen ging es mit einer Austauschrunde mit anderen Freiwilligen der Organisation, für die unser Lehrer arbeitet, weiter. Nachdem das Thema des Freiwilligendienstes nochmal ausführlich diskutiert wurde und es dann doch noch viel zu Essen gab, war es auf einmal schon wieder spät und ich habe mich auf den Rückweg nach Entebbe gemacht. Ich war leicht nervös, weil ich das erste Mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln ganz allein unterwegs war, da ich es bis jetzt einfach noch nicht musste, aber es ist alles unproblematisch verlaufen. 
Dienstag ging es dann ganz normal mit arbeiten weiter. Diesmal habe ich mit zwei Kollegen Zutaten für Poshu (eine Beilage aus Maismehl, glaube ich), Porridge und Bohnen an verschiedene Partnerschulen ausgeliefert. Da ich beim Tragen von 50 kg schweren Säcken eher keine Hilfe bin, war ich wieder Fotograf und habe mich darum gekümmert, dass für das ganze Essen unterschrieben wurde, was verteilt wurde. 
Alles wurde jedoch an einem Tag nicht geschafft, Mittwoch ging es dann damit weiter. 

Der vollbeladene Wagen von HUYSLINCI, mit dem wir uns auf den Weg gemacht haben



Kommentare

Susn hat gesagt…
Hey Kleine,
das liest sich wirklich toll! Ich freue mich, dass du dich schon so gut eingelebt hast und dich in deiner Gastfamilie so wohl fühlst. Super, dass du mit Karl nun also auch einen adäquaten Josy-Ersatz gefunden hast ��
Hab weiterhin eine spannende Zeit, kleine Abenteurerin!
Viele Grüße aus Tel Aviv, drück dich ganz doll �� Susn

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