Mein grüner kleiner Finger


Eine neue Woche ging los und im Garten in HUYSLINCI gibt es zurzeit so viel zu tun, dass ich, insofern das Wetter passt, jeden Arbeitstag ein paar Stunden dort verbringe. 
Eigentlich war ich nie besonders gut darin oder interessiert daran, zu gärtnern, aber irgendwie mag ich es gerade ganz gerne. Vielleicht auch weil ich froh bin, etwas Sinnvolles zu tun zu haben.
 Je nachdem was gerade ansteht, gieße ich, jäte Unkraut (und hoffe dabei, dass ich nicht aus Versehen die falsche Pflanze rausreiße, aber ich glaube, ich hab’s inzwischen raus), grabe den Garten mit einer Hacke um (was etwas anstrengend sein kann, vor allem wenn die Sonne scheint) oder pflanze die zu groß gewordenen Pflanzen um. Alles meist natürlich mit meinen Kollegen, da ich sonst wahrscheinlich gar nicht wüsste, was ich machen muss. 
Letzte Woche haben wir sogar ein neues Beet angelegt, wo wir dann auch weitere Sachen angepflanzt haben. 
Die Pflanzen, die wir bei HUYSLINCI haben, werden übrigens alle zum Kochen benutzt. Die meisten werden von meinen Kollegen einfach als „Greens“ bezeichnet, sowohl wenn es darum geht, diese anzupflanzen, als auch darum diese zu essen. Dabei handelt es sich dann wirklich einfach um eine kleine Beilage von verschiedenem Gemüse, was man vielleicht mit Grünkohl oder Spinat vergleichen könnte. Und zumindest bei einer Pflanze, die wir haben, handelt es sich, glaube ich, auch um eine Art Spinat. Außerdem haben wir sechs immer noch ziemlich kleine Bananenbäume. Ich denke die Chancen stehen gut, dass ich mit meiner Annahme, dass es sich dabei um Matooke handelt, richtig liege.

Der ganze Garten

Der Abschnitt, der "überdacht" ist, ist unser neu angelegtes Bett. Wo man gerade nur braune Erde sieht, haben wir Pflanzen umgepflanzt und das grün bewachsene, muss demnächst auch noch umgegraben werden. 

Ein paar der Pflanzen von nahen und es ist auch gut zu erkennen, wo ich erst Unkraut gejätet habe und wo es noch dringend notwendig ist ;)

Letzten Dienstag konnte, es für mich dann eigentlich auch nichts Schöneres geben, als nach meinen anderthalb Stunden Gartenarbeit, noch etwas mit meinen Kollegen in der Sonne zu sitzen und Jackfruit zu essen- auch frisch geerntet von einem Baum bei HUYSLINCI-, bevor ich mich dann langsam auf den Weg zu meinen Luganda-Unterricht gemacht habe.

Baum mit der Jackfruit

Den einzigen Dämpfer meiner guten Laune, gab es dann nur, als Philipp mich bei dem Unterricht allein gelassen hat, weil er im Gegensatz zu mir auf seiner Arbeit total gestresst ist und ein wichtiges Meeting hatte. Zu zweit macht’s halt meistens etwas mehr Spaß, als wenn man da allein sitzt. 
Im Allgemeinen ist der Unterricht aber ganz in Ordnung. Ich bin von der Sprache nicht mehr ganz so verwirrt wie am Anfang, es ist nur immer noch etwas viel auf einmal. Aber zumindest was ich im Alltag auch benutze, kann ich mir ganz gut merken. 
Mittwoch durfte ich dann meinen ersten Feiertag hier genießen. Immer am 9. Oktober ist in Uganda Independence Day und dieses Jahr wurden 57 Jahre Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Großbritannien gefeiert. 
Dennoch ist es ähnlich wie auch am deutschen Nationalfeiertag so, dass die Leute eher ihren freien Tag genießen und es nur wenige offizielle Feiern gibt. Ich weiß eigentlich nur von einer Feierlichkeit, bei der viele Politiker und auch der Präsident Museveni teilnehmen und es noch ein paar Märsche bzw. Paraden gibt und dass es noch ein paar Veranstaltungen (vor allem in Kampala) gibt.
Also hab auch ich den freien Tag genutzt, um etwas zu entspannen und später mit Joel noch zur „landing side“, wie meine Gastfamilie es immer nennt, zu gehen. Dabei handelt es sich um eine Art kleiner Hafen, wo ein paar kleine Fischerboote anlegen, aber auch vereinzelt welche zum Personentransport. Außerdem gibt es dort noch einen Markt, wo natürlich viel Fisch verkauft wird, aber auch andere Nahrungsmittel oder Dinge wie Kleidung. 
Daneben war noch ein Strandabschnitt, wo man sich einfach hinsetzen kann und entspannen, was wir dann noch kurz gemacht haben bevor wir wieder zurück sind.

Fischerboote, direkt beim Markt

Der Hafen, der Markt und der Strand (Leider waren die Lichtverhältnisse nicht optimal)

Übrigens wird hier relativ viel Fisch gegessen, was wohl an der Nähe zum Viktoriasee liegt. Ich musste jedoch feststellen, dass ich nicht der größte Fan bin, auch weil man den Fisch dann meistens noch im Ganzen serviert bekommt mit allen Gräten, Flossen, etc. und eine Art, die ich probiert habe, hat mir auch prinzipiell einfach nicht geschmeckt. Aber was Fisch und Fleisch angeht, bin ich halt auch etwas pingelig und wählerisch. 
Am Ende der Woche hatte ich dann natürlich auch wieder Deutschunterricht neben meiner Gartenarbeit und etwas Arbeit im Büro, die ich erledigt habe. Zurzeit ist eine meiner „Schülerinnen“ leider verhindert, weshalb nur noch eine kommt, aber sie will sobald sie wieder Zeit hat wieder zu uns stoßen. 
Freitagvormittag hatte ich dann auch mal wieder Zeit mich zu unserer Hairdressing Class zu gesellen, die schon seit Wochen gefragt haben, ob ich mal wieder vorbeikomme. 
Diesmal wurden mir die Haare gewaschen und ich habe Lockenwickler verpasst bekommen und dann unter so einen Fön verfrachtet, den ich sonst nur aus Filmen kannte. Diese, wo man dann einfach nur so drunter sitzt und die den Kopf halb umschließen, wenn ihr versteht, was ich meine. 
Und fertig war mein Lockenkopf.

Nachdem sich die Locken etwas ausgehangen haben, hat es mir noch etwas besser gefallen :)

Am Wochenende war meine Gastfamilie dann ziemlich beschäftigt und am Samstag hat es auch den ganzen Tag geregnet- an solchen Tagen läuft dann meistens nicht viel-, weshalb ich nur etwas gefaulenzt und hier ein paar Dinge erledigt habe. Aber das muss ja auch mal sein. 
Apropos Regen, anscheinend geht es jetzt mit der Regenzeit doch erst richtig los und vor allem im November wird’s heftig und dann ab Januar ist mehr mit rund um die Uhr Sonnenschein zu rechnen.
In dieser Woche ging es dann ähnlich weiter mit Gartenarbeit, Luganda-Stunden, Deutschunterricht, usw. 
Mittwoch war ich dann aber auch das erste Mal bei der Computer-Klasse, die es bei HUYSLINCI noch gibt und habe mir angeschaut, was die so machen. Mein Supervisor wollte sehen, ob ich mich da irgendwie einbringen kann. Da bin ich mir zwar noch nicht so sicher, da ich als ich dort war, eigentlich nicht besonders viel machen konnte, außer 2-3 kleine Fragen zu beantworten. Vor allem zu Beginn, als sie noch mit Word gearbeitet haben. Als sie dann aber mit einem Programm angefangen haben zu üben, wie man mit allen 10 Fingern schreibt, war ich eigentlich überflüssig. Außerdem gibt es auch schon einen verantwortlichen Mitarbeiter, der den Unterricht plant, aber mal schauen wie es das nächste Mal läuft. Vielleicht kann ich mich doch noch irgendwie besser einbringen. 
Nach dieser Stunde in der Computer-Klasse war ich dann trotzdem zufrieden, als ich mich für den restlichen Tag wieder meiner Gartenarbeit und meinen Deutschunterricht widmen konnte bevor es nach Hause ging. Diese Aufgaben werden einfach so langsam zur Routine, was gut ist, da ich so wenn nichts besonderes los ist, trotzdem etwas zu tun habe und ich mich auf Arbeit am unwohlsten fühle, wenn ich meine Zeit nur verplempere.

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